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Architektenkammer Baden-Württemberg |
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Newsletter 18/25 |
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Architekturinteressierte,
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die AKBW sieht sich als Servicekammer. Sie berät und filtert in der Rolle als „Gatekeeper“ die aktuellen Informationen heraus, die für die Mitgliedschaft hilfreich sein können. Wir kommunizieren auf Basis von wissenschaftlicher Erkenntnis, Erfahrung und Vernunft, also in alter aufklärerischer Tradition. Im letzten Newsletter wiesen wir auf den Hitzeaktionstag hin, an dem wir uns voller Überzeugung beteiligen, weil wir der Ansicht sind: Man kann planerisch und baulich etwas tun, um die Folgen des Klimawandels für die Menschen und Infrastrukturen erträglicher zu machen. Nicht zum ersten Mal erreichten uns kritische Reaktionen, wenn wir die Erderwärmung und deren Konsequenzen für das Planen und Bauen thematisierten. Manche meinen, dies sei überflüssige Nachhilfe, die Kammer mache Parteipolitik. „Sch… woke Fake-news“, so der jüngste Kommentar. Von der Ausdrucksweise abgesehen, macht die dahinterstehende Haltung ratlos. Die Kammer ist vielfältig, sie lebt von Kontroversen und Meinungsbreite. In einem war sich der Berufsstand jedoch immer einig: dem Bekenntnis zu faktenbasierter Rationalität. Deshalb sei an dieser Stelle der Philosoph Immanuel Kant zitiert: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“
Eine gute Woche wünscht Ihr AKBW-Team
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Wir blicken im Juni-DAB zurück auf den ARCHIKON 2025. Der größte deutsche Architekturkongress ist Schwerpunktthema des Magazins. Die Initiative „Baukunst“ schrieb: „ARCHIKON 2025 bewies, dass regionale Verankerung und überregionale Ausstrahlung sich nicht widersprechen müssen. Baden-Württembergs Erfolgsmodell liegt nicht in spektakulären Einzelprojekten, sondern in der systematischen Vernetzung regionaler Akteure. Die AKBW fungiert dabei als Moderatorin zwischen unterschiedlichen Interessen – ein Modell, das andere Länderkammern durchaus übernehmen könnten.“ Prof. Florian Nagler war zum ersten Mal dabei: „Eine irre Veranstaltung“, sagte er im > Interview mit akbw_official. „Dass 1.400 Architektinnen und Architekten zu so einem Kongress kommen und sich über die Ressourcenwende austauschen, das war toll!“
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„Die Fachtagung heute ist eine Leistungsschau von Innovationen“, begrüßte Markus Müller, Präsident der Architektenkammer BW, die rund 300 Teilnehmenden der Fachtagung Bauwerksintegrierte Photovoltaik (BIPV). Dr. Michael Münter, Amtschef im Umweltministerium, betonte: Das Wunderbare an der BIPV sei deren breite Akzeptanz – ganz im Unterschied zu Windrad oder Freiflächen-PV, wo schnell das NIMBY-Prinzip greife: Not in My Backyard. Baden-Württemberg sei bei der Energiewende „weit voraus“, aber auch der Bund müsse Planungssicherheit geben: „Der Klimawandel ist da, er interessiert sich nicht dafür, was im Koalitionsvertrag steht!“ Prof. Dr. Thomas Stark, HTWG Konstanz und BIPV-Netzwerker, moderierte den Tag. Und lieferte Zahlen: Den Bedarf an solarer Gebäudeflächen in Baden-Württemberg bezifferte er auf 450 Millionen Quadratmeter PV-Fläche, 70 Quadratmeter pro Gebäude. Stark betonte die Notwendigkeit integraler Planung durch Architekturbüros, Handwerk, Fachplanung und Produkthersteller. Sechs von ihnen zeigten im Haus der Architektinnen und Architekten ihre Innovationen.
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Breiter Konsens bei Juryentscheidungen |
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Bei Planungswettbewerben sind Siegerentwürfe fast immer das Ergebnis einstimmiger Juryentscheidungen, so das Resultat einer von der AKBW durchgeführten Stichprobe. 30 Sitzungen aus den Jahren 2022, 2023 und 2024 ergaben 24 mal Einstimmigkeit, 4 mal eine Gegenstimme, 2 mal zwei Gegenstimmen. Auch andere Länderkammern bestätigen Entscheidungen im breiten Konsens. Ausgangspunkt für die Recherche war eine Diskussion bei der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im Kontext des Vergabetransformationspakets. Dort wurde angedacht, die bislang bestehende Stimmenmehrheit der Fachpreisrichter aufzugeben und stattdessen – analog zu privaten Auslobungen – eine paritätische Besetzung von Sach- und Fachpreisrichtern im Vergaberecht zu verankern. Die hohe Zahl einmütiger Urteile zeigt, dass Fachkompetenz und Nutzerinteressen ohne Bevormundung ineinandergreifen, findet auch Thomas Treitz, Referent für Vergabe und Wettbewerb bei der AKBW, der entsprechend für eine Änderung keine Notwendigkeit sieht.
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„Die Photovoltaik hat nur eine Zukunft, wenn sie sich harmonisch in die Architektur integrieren lässt.“ |
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Prof. Dr. Thomas Stark, HTWG Konstanz und BIPV-Netzwerker
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Das (Über-)Leben auf der Erde sichern |
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Mit fast 40 Mitgliedern ist das > Kompetenzteam (KT) Nachhaltigkeit das größte der acht KTs, in denen die Kammer seit gut zwei Jahren ihre ehrenamtliche Fachkompetenz bündelt. Da das Thema auch inhaltlich „groß“ ist, ist die Arbeit in vier Themengruppen aufgeteilt. Die Patin der Gruppe „Bauen im Bestand“, Andrea Fuchs, erläutert: „Es geht uns um eine neue Umbaukultur. Wie wir die Wertschätzung für das Bauen im Bestand erhöhen.“ Aber auch die gesetzlichen Regelungen gelte es anzuschauen und Problembereiche zu identifizieren, sagt die Leiterin des Umweltschutzamtes Bodenseekreis. Philipp Sieber, Assoziierter Partner bei Herrmann+Bosch Architekten, ist in der Themengruppe „Klimawandelanpassung“ aktiv: „Wenn wir wenig Material verbauen, ist es schon mal der erste gute Schritt“. Genauso wichtig sei es aber, nicht auf endliche Baustoffe zurückzugreifen, „mit denen wir die Erde ausbeuten – sondern solche zu verwenden, die das Leben auf der Erde weiterhin ermöglichen, auch wenn das jetzt etwas drastisch klingt.“
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Kirche und Kommune: Allianz mit Zukunft? |
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Wie geht ein „Hand in Hand" von Kirche und Kommune in Baden-Württemberg? Die Transformation der Gotteshäuser in Deutschland und ein sich wandelndes Demokratieverständnis in der Gesellschaft geben Anlass, räumliche Konzepte und soziales Engagement neu zu denken. Am 5. Juni, 19-21:30 Uhr, diskutieren (Foto v.l.) AKBW-Vizepräsidentin Prof. Susanne Dürr, aus Reutlingen der Dekan Marcus Keinath und die Baubürgermeisterin Angela Weiskopf sowie PD Dr. Karin Berkemann, Mitinitiatorin des Kirchenmanifestes, die Frage, inwieweit Kirche und Kommune ihre sozialen und insbesondere ihre räumlichen Interessen in Deckung bringen können. Moderiert von Dr. Kerstin Renz, findet die Kooperation von AKBW und Ev. Akademie Bad Boll „Allianz mit Zukunft: Kirche und Kommune" in Stuttgart statt.
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Die Heilbronner Architekturgespräche 2025 präsentieren Planende, die Prinzipien des kreislaufgerechten Bauens zunehmend in ihre Praxis integrieren. Bei der hybriden Veranstaltung am 4. Juni, 19 Uhr, in Heilbronn spricht Margit Sichrovsky von LXSY ARCHITEKTEN Berlin. |
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Auf der Suche nach einer neuen Art der Baukultur geht ihr rund zehnköpfiges Büroteam innovative Wege beim zirkulären Bauen – für einen positiven gesellschaftlichen Wandel. Seit 2024 ist Sichrovsky auch Professorin für klimagerechte und ressourceneffiziente Architektur und Entwerfen an der HfT Stuttgart.
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Klimaverträglich nicht teurer |
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Klimaschützendes, lebenszyklusoptimiertes Bauen muss nicht teurer sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzstudie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und dem Building Performance Institute Europe. Sie analysiert 28 DGNB-zertifizierte Wohngebäude hinsichtlich Klimawirkungen und Kosten. Ergebnis: keine eindeutige Korrelation. „Kaum ein Vorurteil hält sich im Bau- und Immobilienbereich so hartnäckig, wie die Annahme, dass eine nachhaltige, klimagerechte Bauweise teuer ist“, kommentiert Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender DGNB-Vorstand. Die Studie zeige aber: „Es ist absolut möglich, mit niedrigen Kosten Gebäude zu errichten und zu betreiben, die geringe CO₂-Emissionen verursachen.“ Nutzungskosten und Umweltwirkungen müssten jedoch in frühen Planungsphasen mitgedacht und zeitnah Know-how im Bereich der Gebäudeökobilanzierung aufgebaut werden. An die Politik gewandt: Es braucht Regulierungen, die den Lebenszyklus von Gebäuden und allein den Betrieb im Blick haben.
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Wiederverwendung tragender Bauteile |
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Im Auftrag des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen haben das Karlsruher Institut für Technologie KIT und die Technische Universität München einen Leitfaden zur Wiederverwendung tragender Holz- und Stahlbauteile erarbeitet. „Er gibt Antworten auf technische Fragen und bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Untersuchung der gebrauchten Holz- und Stahlbauteile. Damit zeigt er einen technisch sauberen und sicheren Weg zu deren Wiederverwendung auf“, sagt Bauministerin Nicole Razavi. Ein Nachweis zur Verwendbarkeit im Einzelfall bleibt jedoch weiterhin notwendig, bis die Wiederverwendung normativ und damit weitestgehend allgemeingültig geregelt ist.
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Schöne Architektur steht hoch im Kurs. Magazine selbst ehrwürdiger Medienhäuser nutzen die Ästhetik-Sehnsucht ihrer Leserschaft. So auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und FAZ.NET. Die Serie „Neue Häuser“ präsentiert im 15. Jahr Wohngebäude, die private Bauherrschaften mit Architekturbüros geplant und gebaut haben. Dafür gibt es ein Bravo von uns! „Neue Häuser“ meint nicht nur die Entstehungszeit (maximal drei Jahre), sondern auch die Ambition. Neben der architektonischen Qualität, einem stimmigen Konzept und Energieeffizienz werden neuerdings Experimente mit Baustoffen, besondere Klimafreundlichkeit oder flexible Grundrisse als mögliche USPs genannt. Das zweite Bravo gilt deshalb dem zeitgemäß konditionierten Schönheitswettbewerb. Bewerbung per > Mail bis zum 20. Juni. (Foto: > Beispielhaft gebautes Strohballenwohnhaus in Rosenberg-Hirschlanden)
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Bilder von oben: Rolf Nachbar; AKBW; AKBW; AKBW; AKBW; privat; Hannes Wiedemann; DGNB; Rolf Klärle |
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Architektenkammer Baden-Württemberg |
Danneckerstraße 54, 70182 Stuttgart |
Telefon: 0711-2196-0, |
Telefax: 0711-2196-101 |
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