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Architektenkammer Baden-Württemberg |
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Newsletter 04/24 |
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Architekturinteressierte,
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wie wohltuend ist es, wenn Redner ihre Botschaften in klare, packende Worte kleiden. Das gilt auf den Demonstrationen für demokratische Werte ebenso wie auf Veranstaltungen, etwa auf dem Jahresempfang der Kolleginnen und Kollegen des BDA. All die weltweit aufscheinenden Krisen und Katastrophen, sagte dort der Journalist Peter Richter, wirkten direkt auf Architektur ein. So habe Corona gezeigt, dass urban geprägte Diskurse wenige Antworten hätten auf Realitäten im ländlichen Raum, denn die Begehrlichkeiten Richtung Einfamilienhaus seien wieder gewachsen. Und die „deutsche Steuerabschreibungskultur“ tue das Ihrige dazu. Schließlich gehe die Erstarkung der Antidemokraten nicht nur in den USA einher mit kruden Debatten über normierende Retro-Ästhetik, die in Fragen gipfele wie: Walm- oder Flachdach? Oder auch „den Bunker als Bauaufgabe wieder in den Blick nimmt”. Das ist Ironie. Vielleicht sogar Sarkasmus. Aber Humor soll ja helfen, wenn es schwierig wird.
Eine gute Woche wünscht Ihr AKBW-Team
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Innovationsraum Brandschutz
„Wir müssen unseren Ingenieursverstand und die vorhandenen Spielräume gleichermaßen nutzen, damit wir in einer sich verändernden Gesellschaft innovationsoffen bezahlbaren und zukunftsfähigen Wohnraum schaffen können – auch noch in 15 bis 20 Jahren.“ Mit diesem Appell umriss Kammerpräsident Markus Müller (Foto: Redner) bei den Stuttgarter Brandschutztagen 2024 den Spagat zwischen der (einengenden) Orientierung an den anerkannten Regeln der Technik und der Nutzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. „Der Gebäudetyp e ist die Öffnung für Innovationen, aber nicht gleichzusetzen mit Bauen ohne Regeln“, so Müller. 285 Interessierte besuchten am ersten, 240 am zweiten Tag die Veranstaltung von AKBW, Ingenieurkammer BW und dem InformationsZentrum Beton GmbH. Die Schwerpunkte lagen auf Brandschutz im Bestand, aber auch beim Holzbau. Der Input zu Brandschutzaspekten bei der Stadt- und Landschaftsplanung kam von Hannes Bäuerle, Vertreter der Landschaftsarchitektur im AKBW-Landesvorstand. Ein ausführlicher Bericht findet sich in Kürze auf der AKBW-Homepage.
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Ohne Rüge kein Nachprüfungsverfahren
Premiere beim 22. Vergabetag letzten Freitag in Stuttgart: Erstmals gab es eine Podiumsdiskussion (Bild). Das Thema: der Wegfall des § 3 Absatz 7 Satz 2 der Vergabeverordnung. Noch nie gehört? Dann hätte sich ein Besuch der von der AKBW mitveranstalteten Tagung gelohnt. Denn: „Für Architektinnen und Architekten hielt der Vergabetag einiges an Input bereit“, sagt Kammer-Justiziarin Sabine Drüppel, Bereichsleiterin Recht und Wettbewerb. So erläuterte beispielsweise Rechtsanwältin Dr. Corina Jürschik-Grau, wie man bei Vergabefehlern reagieren könne: von der Bieterfrage über die Rüge bis zur höchsten Eskalationsstufe des Nachprüfungsverfahrens. Der Einsatz dieser unterschiedlich starken Instrumente sei von den strategischen Überlegungen abhängig, welches Ziel man konkret erreichen wolle. Die Vorträge stehen zum Download zur Verfügung; der nächste Vergabetag findet am 31. Januar 2025 statt.
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Austausch mit SPD-Fraktion |
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„Die Lage am Wohnungsmarkt in Baden-Württemberg ist besorgniserregend“, bilanzierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch nach einem Gespräch mit Kammerpräsident Markus Müller und dem Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft, Thomas Möller. Insolvenzen, betriebsbedingte Kündigungen und Still­stand im Wohnungsbau – Land und Landesregierung müssten ihre „Handlungsspielräume nutzen und der Krise im Wohnungsbau mit entschlossenem Handeln begegnen, und zwar jetzt!“ Kammerpräsident Müller findet „erfreulich, dass unsere For­de­rung nach kurzfristigen Hilfen wie einem Zinsförderprogramm für den sozialen Wohnungsbau oder der Senkung der Grunderwerbssteuer Unterstützung auch aus dem par­la­men­ta­ri­schen Raum erfährt.“
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Ministerin kritisiert „Goldplating“ In der von der SPD beantragten aktuellen Debatte am 31. Januar stimmte Bauministerin Nicole Razavi zu: Die Lage am Wohnungsbau sei dramatisch. In ihrer Rede wandte sie sich aber auch an die Planungsbranche: „Ich bin auch neugierig, was die Wirtschaft, was die Verbände selbst tun, um die Situation zu verbessern. Wir alle wissen – das ist nicht nur beim Wohnungsbau so –, es braucht dringend eine größere Planungstiefe, es braucht dringend ein besseres Controlling, es braucht dringend von den Architekten Entwürfe, die nicht ‚Goldplating‘ sind, sondern einfaches und günstiges Bauen möglich machen. Auf diese Ideen, auf diese Vorschläge bin ich sehr gespannt. Da fordere ich auch von den Verbänden, dass sie hier liefern.“
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Upgrade für (Wohn-)Bauthemen |
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Der Bereich Wohnbau soll im parlamentarischen Bera­tungs­pro­zess mehr Aufmerksamkeit erhalten. „Aufgrund der auch in den kommenden Jahren bestehenden Wohn­raum­knapp­heit ist es wichtig, dass sich der Ausschuss regelmäßig mit dem Thema befasst“, so die Vorsitzende des Ausschusses für Landesentwicklung und Wohnen, Christiane Staab (CDU). Das Gremium beschäftigte sich auf Antrag der Grünen-Fraktion mit der Frage, „wie bislang ungenutzte Flächen angepasst und als Wohnraum genutzt werden können“. Das Bauministerium bezeichnete in seiner Antwort die Umwandlung ungenutzter und leerstehender Büro- und Gewerbeflächen als „Beitrag zur Wohnraumversorgung“ mit dem Vorteil der Vermeidung von Baugruben-, Grün­dungs- und Rohbaukosten, aber auch dem Nachteil ener­ge­ti­schen Umbau- und Sanierungsaufwands.
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Erhellende Zahlen der AKBW Auf Antrag der Fraktion FDP/DVP beriet der Ausschuss auch den Umgang der Architektenkammer mit Fachkräftemangel und der Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Es fehlten „nicht nur Facharbeiter und Ingenieure, sondern auch Architekten“, referierte Christiane Staab die Antwort des Bauministeriums. „Eine funktionelle Einwanderung in den Arbeitsmarkt für die Bauwirtschaft ist daher unerlässlich“, so Staab. Die Zahlen: Zwischen Juni 2013 und März 2023 nahm in Baden-Württemberg die Beschäftigung bei Architekt:innen (2013: 9.248, 2023:12.875) und bei Bauingenieuren in Bauplanung und Bauüberwachung (2013: 6.053, 2023: 8.055) deutlich zu. Dies sei auch auf ein Plus ausländischer Beschäftigter von 716 auf 1.917 (Bauingenieure: von 348 auf 896) zurückzuführen.
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„Wir müssen endlich unterscheiden zwischen dem, was Komfortzone ist, und der zu gewährenden Sicherheit von Leib und Leben.“ |
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Markus Müller, AKBW-Präsident, Stuttgarter Brandschutztage
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Wildwuchs durch „Bau-Turbo“ vorprogrammiert |
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In Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt soll mit dem geplanten § 246e BauGB für Projekte mit mehr als sechs Wohnungen bis Ende 2026 von den Vorschriften des BauGB weitreichend abgewichen werden können. Dagegen erheben sich viele Stimmen aus der Fachwelt. So warnt die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, bewährte Prinzipien des Städtebaurechts aufzuheben und Fehlentwicklungen zu Lasten von Klima- und Naturschutz zu riskieren. Sie sagt: „Wir brauchen kompakte Siedlungen mit einer effektiven Infrastruktur, wir können doch nicht die Ränder unserer Siedlungen einem zerstörerischen Wildwuchs preisgeben – wider jede Baukultur!“ Als engagierter Aktivist für eine gemeinwohlorientierte Bodenwende äußert auch Stephan Reiß-Schmidt scharfe Kritik, etwa dass „die Kommunen keine Möglichkeit haben, mit ihrer Zustimmung eine Bauverpflichtung zu verbinden.“ Damit sei für Bodenspekulation Tür und Tor geöffnet.
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Wohnen | Leben | Teilhaben |
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Am 4. März, 14 bis 18:30 Uhr, lädt der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, gemeinsam mit der Architektenkammer Baden-Württemberg und der Bundesarchitektenkammer zur Regionalkonferenz ein. Im Rahmen der Reihe „Inklusiv gestalten – Ideen und gute Beispiele aus Architektur und Stadtplanung“ findet sie in Baden-Württemberg bereits zum dritten Mal statt – diesmal im Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, mit Impulsvorträgen, Best-Practice-Beispielen und einer Podiumsdiskussion.
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In den Kammergruppen und -bezirken |
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Spurensuche im Osten Um Wurzeln der Moderne jenseits ausgetretener Pfade aufzuspüren, war die Kammergruppe Rems-Murr-Kreis in Brandenburg unterwegs. In Luckenwalde führte die Fachexkursion zu einem „Kaleidoskop an Bauwerken aus den 1920er Jahren“, berichtet KG-Vorsitzender Moritz Seifert. In Ferropolis (Foto), der „Stadt aus Eisen“, faszinierten „die sorgfältig als Museum zusammengetragenen eisernen Maschinen, als ein Ort auf der Route der Industrialisierung“.
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Beispiele aus der Schweiz „Territorien der Klimaanpassung – Lernende Planungskulturen und adaptive Freiräume“, dazu spricht Ben Pohl, Denkstatt sàrl (Basel und Zürich), am 8. Februar um 18:30 Uhr im Architekturforum Freiburg. In seinem Vortrag geht er darauf ein, was Infrastrukturen wie Straßen, alte Bahngleise oder Industrieareale heute zu leisten haben.
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Moderne Bauwerksdatenmodellierung mit BIM Warum Building Information Modeling (BIM)? Wie verändert sich BIM im Laufe der Projektplanung? Und was bedeutet BIM für die tägliche Arbeit? Diese Fragen beantwortet Architekt Florian Kraft, Mitglied im Vorstand des BIM-Clusters Hessen, am 20. Februar, 17 Uhr, bei einer Veranstaltung der Kammergruppe Rhein-Neckar-Kreis im Tankturm Heidelberg. Anmeldung an kb-karlsruhe@akbw.de.
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Bilder von oben: Martin Knorr; AKBW; AKBW; Landtag von Baden-Württemberg; Joachim Mende; Kammergruppe Rems-Murr-Kreis |
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Architektenkammer Baden-Württemberg |
Danneckerstraße 54, 70182 Stuttgart |
Telefon: 0711-2196-0, |
Telefax: 0711-2196-101 |
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