abermals beschäftigt uns das Thema Sprache. Bund und Länder haben sich auf die Korrektur einiger Einzelregelungen ver­stän­digt, die das Bauen einfacher und, ergo, schneller und kos­ten­güns­ti­ger machen sollen. Nach der Sitzung befand der Bundes­kanz­ler: Mit dem „Kernstück“ des „Deutschlandpakets“ werde der Turbo eingeschaltet. Deutschland werde „schneller“. Politik ist Kommunikation. Sprache vermittelt und steuert, wie Ent­schei­dun­gen aufgenommen werden sollen. Solche Rhetorik verkennt, dass Fachleute, wie sie die Kammer versammelt, sehr genau wissen, dass von Turbo mitnichten die Rede sein kann. Maximal würde, um im Sprachbild zu bleiben, die Drehzahl leicht erhöht. Wünschenswert wäre: Mehr Bescheidenheit in der Wortwahl und mehr Zuverlässigkeit in der Umsetzung.

 

Eine gute Woche wünscht

Beim Bund-Länder-Treffen in Berlin einigten sich die Minister­präsident:innen und der Bundeskanzler auf eine Sonder­re­ge­lung, bis Ende 2026 auf Bauleitpläne zu verzichten. Zudem sollen Beteiligungs- und Kenntnisgabeverfahren digitalisiert, Um- oder Ausbauten von Stellplatzausweisungen sowie Dach­aus­bau­ten von der Genehmigungspflicht befreit werden können. „Vor wenigen Wochen erst fand der Baugipfel statt und hinterließ ein unerledigtes Vierzehn-Punkte-Programm. Jetzt wird wieder an ein paar Schrauben gedreht“, sagt Kammer­präsi­dent Markus Müller. „Die Politik setzt unverdrossen auf Ankündigungen in Salamitaktik. Es scheint ihr mehr um die Produktion neuer Über­schriften zu gehen als um die rasche Behebung von Fehl­steu­erungen, die das Bauen teuer machen und in Teilen lahmlegen.” 

Ortstermin Landratsamt Enzkreis: Die Kammergruppe Pforz­heim-Enzkreis (Vorsitzender Hans Göz, 1. v. l.) nahm zahlreiche Wechsel an Rathausspitzen zum Anlass für eine Info­ver­an­stal­tung zu Gestaltungs- und Ortsentwicklungsbeiräten. Das Inte­res­se an dem Beratungsangebot der Kammer war groß. Der Erfah­rungs­be­richt von Dieter Krattenmacher (nicht im Bild), Bürger­meis­ter der Allgäu-Gemeinde Kißlegg, die das An­gebot eines Orts­ent­wick­lungs­bei­rats als erste Kommune im Land annahm, geriet lei­den­schaft­lich. Ebenfalls vortragend: AKBW-Vize­präsi­dentin Prof. Susanne Dürr (3. v. l.) und Carmen Mundorff (2. v. l.), AKBW-Geschäfts­füh­rerin Archi­tek­tur/Bau­kul­tur, Mario Flammann (3. v. r.) sowie Christian Seng (2. v. r.). Am 8. Dezem­ber bietet die Kammer von 13 bis 17 Uhr einen kosten­losen Work­shop für Mit­glieder der Fach­liste sowie Inte­res­sierte im Haus der Archi­tek­tinnen und Architekten an. Infos und Anmel­dung unter > christiane.keck@akbw.de.

Infolge des Vertrags­ver­let­zungs­ver­fah­rens der Europä­ischen Kom­mis­sion hat die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land akzeptiert, dass nunmehr alle frei­beruf­lichen Planungsleis­tungen für ein Bau­­vor­­ha­ben bei der Schätzung des Auftragswertes zu berücksichtigen sind. Ab der Wertgrenze von 215.000 ­Euro Auf­trags­vo­lumen sind sie also europa­weit aus­zu­schrei­ben, fast jedes Bau­vor­haben ab 1 Mio. Euro Bau­kosten ist somit von der Regelung betroffen. Die Aus­wir­kungen dieser Ent­schei­dun­gen des EuGH und das System des Ver­ga­berechts legt Karsten Meurer, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht in einer fünfteiligen Fortbildungsreihe dar. Den Beginn macht > „Aktuelle Rechtslage“ am 20. November, 18-21:15 Uhr, in Stuttgart. Das darauffolgende Seminar > „Zusam­menarbeit öffentliche Auftraggeber“ findet am 12. Dezember, 17-19 Uhr, online statt. Im Frühling folgen drei weitere Termine am > 6. Februar, > 13. März sowie am > 17. April.

Dass Mailand nicht nur für Mode und Möbel steht, davon konn­ten sich die Mitglieder der Kammergruppe Bodenseekreis im Okto­ber vor Ort überzeugen. Bei einer Exkursion in die zweit­größte Stadt Italiens standen architektonische Highlights auf dem Programm, unter anderem der Bosco Verticale (Foto) – die 2015 preis­ge­krön­ten Zwil­lings­türme des italienischen Architekten Stefano Boeri. Auch dem Land­schafts­archi­tekten Andreas Kipar, seit 1990 mit Giovanni Sala im international operierenden Archi­tektur- und Planungsbüro LAND verbunden, stattete die Kam­mer­grup­pe einen Besuch ab. Er mahnt: „Unser Umfeld muss wieder grüner werden.“

Mehr Bauen und weniger Abfall haben sich die Kammer­gruppe Karlsruhe-Land und die Stadt Ett­lingen auf die Fahnen ge­schrie­ben. Am 16. November um 19 Uhr hält Markus Tresse, Leitung Innovationszentrum Zirkuläres Bauen bei der LUBW sowie Mitglied im Kompetenzteam Nachhaltigkeit der AKBW, beim Ettlinger Gespräch 2023 einen Vortrag über „Ressourcen- und Klimaschutz durch zirkuläres Bauen“. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Austausch.

„Vision Nachhaltiges Bauen“ lautet eine Veranstaltungsreihe der Kammergruppe Freiburg, die in diesem Jahr das Thema des rezyklierten Bauens aufgreift. Beim dritten Themenabend spricht Felix Konrad, natureplus, über die Relevanz der Materialien bei der Baustoffwende. Es folgt eine Podiumsdiskussion zu Stra­te­gien in der Klimakrise, unter anderem mit dem Freiburger Bau­bür­ger­meis­ter Prof. Dr. Martin Haag und der Kam­mer­grup­pen­vor­sit­zen­den Petra Habammer sowie Jonas Läufer, „Bauteil­jäger“ und Mitbegründer des Kollektivs Baukreisel. Für die Ver­an­stal­tung am 21. November, 18:30 Uhr in der Katholischen Akademie in Freiburg ist eine Anmeldung erforderlich.

Pro. Dirk E. Hebel, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Das Netzwerk Architektinnen in der Kammer lädt am 1. De­zem­ber, 10-17 Uhr, zur 14. landes­wei­ten Jahrestagung in die Chapel nach Heidelberg ein. Unter dem Titel „Matriarch:itektur“ beleuch­tet diese Stadt­pla­nung, Land­schafts­archi­tek­tur, Architektur und Innen­archi­tektur aus einer geschlech­ter­bezo­genen, inter­sek­tio­nalen Pers­pek­tive: Wie sieht die Situation von Frauen in der Planung aus? Welche Arbeits­umfelder gestalten sie? Welchen Einfluss haben gängige Rollenbilder? Und: Wie bildet sich der planerische Status Quo in der gebauten Umwelt ab? 

René Pier, Repräsentant der Innenarchitektur im AKBW-Lan­des­vor­stand, hat es in die Nachrichtensendung des slo­va­ki­schen Fernsehens und die „morning news” eines slovakischen Pri­vat­sen­ders geschafft. Anlass war die Vergabe des slovakischen Innenarchitekturpreises > INSAID AWARD 2023. Pier vertrat das European Council of Interior Architecture auf der Preis­ver­lei­hung: „Standing Ovations für eine Rede über Innenarchitektur – das hat man nicht alle Tage.”

Das AKBW-Symposium „Forschung in der Architekturpraxis” ver­passt? Die Veranstaltung, die sich erstmalig dem Thema der Ver­schränkung von Wissenschaft und praktischem Er­fah­rungs­wis­sen widmete, ist nun vollumfänglich dokumentiert in Wort und Video. 

Einen „Leuchtturm für die künftige Ausbildungs- und Baukultur“ zu schaffen: so das erklärte Ziel von Frank Hovenbitzer, der auf die Gründungsprofessur für den bundesweit ersten dualen Studiengang Architektur an einer staatlichen Hochschule berufen wurde. Gestartet im Wintersemester 2023/24 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Studienakademie Lörrach, ergänzt das neue Angebot die bisherige Bildungslandschaft. Alle drei Monate wechseln die Studierenden zwischen Hochschule und Betrieb. Standort für die theoretische Ausbildung ist ein Teil der Werkhalle von Álvaro Siza auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein (Foto), wo Anfang dieser Woche ein eigens umgebauter Teil bezogen werden konnte. Für Christoph Geisel, Vorsitzender der Kammergruppe Lörrach, ist der intensive Praxisbezug des Studiums besonders wichtig. Es gehe darum, „sich schon früh darin zu schulen, Gesamtzusammenhänge zu durchschauen und die eigene Arbeit sinnvoll ins Ganze einzubringen.“ Der sie­ben­se­mes­tri­ge Studiengang endet mit dem Abschluss Bachelor of Arts und kann, in Kombination mit einem Masterstudium in Prä­senz, bei der Kammer eintragungsfähig sein.

„Die Primär-Materialien gehen uns in Mitteleuropa zur Neige. Die zirkuläre Baumethode kann eine Antwort auf die Frage sein, wie wir zukünftigen Generationen überhaupt noch erlauben können, nach ihren Vorstellungen zu bauen.“ Prof. Dirk E. Hebel, Dekan der Fakultät Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), erklärt im AKBW-Video am Beispiel des RoofKIT das Prinzip des „anthropogenen Lagers“: Die Stadt wird zur urbanen Rohstoff-Mine. Das Aufstockungsmodul sorgt seit dem Sieg beim größten universitären Bauwettbewerb „Solar Decathlon 2022“ für Furore, weil es eine Vielzahl nachhaltiger Gestaltungsprinzipien umgesetzt hat. Prof. Hebel, der das Projekt als Inhaber des Lehrstuhls für Entwerfen und Nachhaltiges Bauen betreute, spricht am 4. Dezember auf der Jubiläumsveranstaltung der Bildungsinitiative „Auf Holz bauen“ im Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart.

Bilder von oben:

Sebastian Schels; Nico Hetzel; AKBW; Kammergruppe Bodenseekreis; AKBW; Landesamt für Denkmalpflege | Hochschule Karlsruhe; privat;
Jan Potente/AKBW; Julien Lanoo/Vitra; AKBW