Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Architekturinteressierte,
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wir wissen so viel. Es explodiert geradezu, das Wissen über Materialien und ihre Klimalast, das Wissen über Potenziale nachwachsender Ersatzstoffe, das Wissen über Fehlallokationen durch falsche Anreize. Nur: Das alles genügt offenbar nicht, den Schwenk hinzubekommen zum sinnvollen, ressourcensparenden, nachhaltigen Bauen. Fesselnde, funktionierende Innovationen – Beispiele gibt es zuhauf – scheitern allzu oft daran, dass am Alten festgehalten wird, nur, weil die neuen Alternativen noch keine 20 Jahre Belastungstest hinter sich haben. „Angst regiert die Welt“, heißt es landläufig. Hand auf’s Herz: Niemand, der seinen Ermessensspielraum ausschöpft, ist existenziell bedroht. De facto müssen sich Planerinnen und Planer oft mit der Mutlosigkeit von Seiten der Ämter – wenn nicht einer mangelnden Übernahme von Verantwortung – auseinandersetzen. Und gehen notgedrungen selbst auf Nummer sicher. Möglicherweise wäre es im „LÄND“ an der Zeit, wieder den Umgang mit der prinzipiellen Ungewissheit des Gelingens zu trainieren oder, wie Ernst Bloch anregte, das „Hoffen zu lernen“. Nur mal so, als kleine Überlegung.
Eine zuversichtliche Woche wünscht Ihr AKBW-Team |
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In der Bauwirtschaft Baden-Württembergs braut sich etwas zusammen. Der Unmut steigt mit den Zinsen, Projekte finden keine Investoren, Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verkündet aktuell den Stopp des Baus von 60.000 Wohnungen – die Zeichen stehen auf Stillstand im Wohnungsbau. Am kommenden Montag versammelt Bundesbauministerin Klara Geywitz die Branche um sich zum Gipfel. Über ein ähnliches Format wird auch im Land nachgedacht. Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen. AKBW-Präsident Markus Müller: „Es muss sich etwas tun: Nur wenn wir weiter bauen und sanieren, können wir uns überhaupt über Nachhaltigkeit oder Bezahlbarkeit unterhalten. Daher wäre die Stützung der Baukonjunktur eine kluge Prophylaxe für den ganzen Standort Baden-Württemberg.“ |
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Seminare für den Massivbau |
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Seit Anfang Juli fördert die Landesregierung ein neues Weiterbildungsangebot für den Bausektor. Der Name ist Programm: „Massiv klimaneutral bauen @ skills.BW – So geht’s: Werkzeuge und Wissensplattform“ will Architektur- und Ingenieurbüros durch den Aufbau eines Wissenskonzepts mit Online-Formaten bei der Umsetzung des klimaneutralen Bauens unterstützen. Die Kammer arbeitet im Projekt mit dem Solid Unit e.V., der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg zusammen. Der Fokus liegt auf dem CO₂-Einsparpotenzial im Beton- und Mauerwerksbau sowie auf nachhaltigem Ressourcenmanagement. „Wir können nicht alles in Holz bauen. Entsprechend müssen wir schauen: Wo liegen die Potenziale der mineralischen Baustoffe, beispielsweise bei Ultraleichtbeton oder auch Recyclingbeton, um unseren Beitrag zum Ziel der Klimaneutralität des Landes in 2040 leisten zu können“, so Carmen Mundorff, AKBW-Geschäftsführerin Architektur und Baukultur. |
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Schwäbischer Städtetag: Future Cities |
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Städtebauliche Anpassungskonzepte zu entwickeln ist eine vordringliche Aufgabe der Kommunen – der sie bislang allerdings nur zu einem Teil nachkommen. Aber auch die Gebäude selbst müssen sich den veränderten Umweltbedingungen anpassen, etwa durch adaptive Fassaden. Wie sehen konkrete Strategien, Konzepte und gelungene Praktiken aus? „Der entscheidende Hebel für klimaangepasstes Bauen liegt in klug abgestimmten Planungen, der Bereitschaft aller Beteiligten, auch neue Wege zu beschreiten, sowie klaren Maßgaben der Politik, um die notwendige Transformation Realität werden zu lassen“, sagt AKBW-Präsident Markus Müller. Die Kammer gehört zu den Kooperationspartnern beim 18. Schwäbischen Städtetag, den der Schwäbische Heimatbund am 9. Oktober, 13-17:30 Uhr in Stuttgart unter dem Titel: „Future Cities – Klimaanpassung in Architektur und Städtebau“ veranstaltet. Auf dem Programm stehen u. a. Fachvorträge aus der Forschung und die konkreten Klimaanpassungsstrategien von Freiburg und Mannheim. |
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„What if…?!“ heißt das Veranstaltungsformat der Architekt:innen und Stadtplaner:innen im Praktikum (AiP/SiP) in der AKBW. In der zweiten Auflage „We connect together!“ ging es um Interdisziplinarität oder Transdisziplinarität. Sprachlich ein Zungenbrecher, aber inhaltlich die Art, wie viele junge Planerinnen und Planer heute schon arbeiten, wie Alija Dolo und Mirjam Schnapper, die Vorsitzenden des AKBW-Netzwerks AiP/SiP, via Onlinetool erfragten. „Kreativ im Kollektiv funktioniert nur mit einer sehr hohen Vertrauensbasis“, so Daniel Lindemann von der Kammergruppe Heidelberg im ersten Panel mit der Innenarchitektin Elena Laschewitsch und der Architektin Cansu Aslan. Welche „Typen“ aufgrund ihrer Eigenschaften am besten matchen, behandelte Organisationsberaterin Karen Krönert. Dass sich der Nachwuchs gegenseitig stärken, aber auch wappnen muss, lag für Keynote-Speaker Dr. Niklas Maak, Architekturkritiker und Leiter des Kulturressorts der FAZ, auf der Hand: „Selten stand so viel auf dem Spiel wie jetzt!“ Planerinnen und Planer erlebten gerade den größten Wandel seit Beginn der Moderne. |
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Vision und Alltagstauglichkeit zusammenbringen |
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„Denken und Bauen im urbanen Bestand ist die maximale Verdichtung von Widersprüchen, die Verkettung schwieriger Umstände und schon gar nichts für Musterschüler. Und deswegen die schönste Aufgabe unserer Zeit!“, so Johannes Ernst (Foto links) von steidle architekten, München, der einer der beiden Podiumsgäste bei den Architekturgesprächen „Neu Sehen – Neu Bewerten“ am 12. Oktober, 19-21:30 Uhr in Stuttgart ist. Bei dem kombinierten Format aus Gespräch und Vortrag fragt Moderator Christian Holl, wie sich Entwurf und Baupraxis, Vision und Alltagstauglichkeit zusammenbringen lassen. Experimentierfreude sei das eine, verlässliche Methoden und Instrumente, um Qualitäten bewerten und vermitteln zu können, das andere. Antworten dazu wird auch der zweite Referent geben: Dirk Landwehr von Trapez Architektur, Hamburg. Die Veranstaltung kann in Präsenz oder per Livestream verfolgt werden. |
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„Reines Erfahrungswissen gibt nicht mehr die Antworten auf die Fragen, die uns heute beschäftigen.“ |
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- Die Kammergruppe Nordschwarzwald zeigt seit dieser Woche die > Ausstellung zum Beispielhaften Bauen Landkreise Freudenstadt und Calw 2016-2022 im Rathaus in Nagold (Foto). Noch bis 20. Oktober, Mo-Fr, sind die 14 ausgezeichneten Objekte dort zu sehen.
- Mit ihrer neuen Reihe „IM FOKUS“ nimmt die Kammergruppe Heidelberg aktuelle relevante Themen in den Blick. Bei der Auftaktveranstaltung am 29. September, 15-18 Uhr in Heidelberg, geht es ums > „Abkühlen“ am Beispiel von Stadtgrün für Gebäude und Plätze.
- Nur wenn die Reichen verzichten, wird Klimaschutz funktionieren, so die Überzeugung von der Ökonomin Ulrike Herrmann. > „Das Ende des Kapitalismus“ lautet der Titel des Biberacher Architekturgesprächs, das am 17. Oktober, 19 Uhr, in Kooperation mit der lokalen Kammergruppe an der Biberacher Hochschule stattfindet.
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HOAI – ein Buch mit sieben Siegeln? |
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Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) gibt es schon lang. Trotzdem tauchen bei der konkreten Anwendung immer wieder Fragen auf. Beispielsweise kommt „manch einer auf die Idee, aufgrund von Baupreissteigerungen die Kostenberechnung anzugleichen“, so Walter Ziser im Interview. „Eine Anpassung aus rein konjunkturellen Gründen dürfte jedoch nur dann möglich sein, wenn die Parteien vorab eine entsprechende Vereinbarung getroffen haben.“ Der Freie Architekt ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Honorare für Architektenleistungen und berät Kammermitglieder zur HOAI. Die AKBW hat 2006 die Stelle des HOAI-Referenten geschaffen und bietet damit ein bundesweit einzigartiges Beratungsangebot. Wie relevant das Thema ist, zeigt auch der > Deutsche Architekt*innentag in Berlin. Er widmet der HOAI ein eigenes Panel „Honorieren: Wert der Planung“ – moderiert von AKBW-Pressesprecherin Gabriele Renz. |
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Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur |
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Das Gymnasium Frankfurt-Nord (Bild) ist derzeit Europas größte Schule in modularer Holz-Hybrid-Bauweise. Geplant haben es raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mit SPREEN Architekten und dem Stuttgarter Büro Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten. Die Schule ist eines von neun Objekten, die für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) Architektur nominiert sind. Als weiteres Büro aus Baden-Württemberg dürfen sich Weissenrieder Architekten BDA über die Nominierung von Buggi 52 in Freiburg freuen. Auch die U-Halle in Mannheim und „Der Holzhut“, eine Firmenzentrale in Rottenburg-Ergenzingen, finden sich unter den Nominierten. |
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Kretschmann auf Stippvisite |
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Andreas Hofer hält ein Einweckglas mit einem schwarzen Klumpen hoch und lässt raten. Bei der Herstellung des Erdölderivats Bitumen werden jährlich mehr als 30 Megatonnen CO₂ ausgestoßen. Hier sei die Alternative für Straßen, Balkon- und Flachdachabdichtungen: Asphaltbindemittel aus Cashewschalenextrakt. Wenige Tage vor Torschluss besucht Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Festivalzentrale der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart, deren Mitgesellschafterin die AKBW ist. Hofer und der Architekt Thomas Bopp, Vorsitzender des Regionalverbands und des IBA-Aufsichtsrats, zeigen die „spannendsten“ Projekte. „Wir müssen die beiden großen Probleme Klimaschutz und Wohnungsnot ineinander verschränken und gemeinsam lösen, undogmatisch und kreativ.“ Die IBA biete da einige Anschauung, sagt Kretschmann und gesteht: „Mit Bitumen habe ich mich noch nie beschäftigt.“ |
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Bilder von oben: Brigida González; AKBW; AKBW; Priedemann Berlin; AKBW; Sascha Kletzsch | Trapez Architektur; Heike Butschkus; AKBW; Brigida González; AKBW
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Architektenkammer Baden-Württemberg |
Danneckerstraße 54, 70182 Stuttgart |
Telefon: 0711-2196-0, |
Telefax: 0711-2196-101 |
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