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Foto: Leopold Piribauer
Jägerstraße 3 / Kirchstraße 1677963 Schwanau-Ottenheim
Für den Innerortsbereich von Ottenheim wurde ein Sanierungsgebiet ausgewiesen, um eine lebendige und attraktive Ortsmitte zu realisieren. Im Zuge dieses Sanierungsgebietes wurde für den zentralen Bereich der Ortsmitte eine Mehrfachbeauftragung als Gestaltungswettbewerb im Jahr 2009 ausgetragen. Die Arbeitsgemeinschaft aus K9 Architekten und faktorguen Landschaftsarchitekten erhielt den Zuschlag für die Umsetzung.
Durch die Aktivierung der brachliegenden Flächen des ehemaligen Bauhofes bestand die einmalige Gelegenheit, eine neue Mitte für Ottenheim zu schaffen. Zwischen dem neu gestalteten Vorplatz des ehemaligen Rathauses sowie dem neuen Bürgerplatz spannt sich ein langgezogener Platzraum auf, der den Straßenverlauf der Landesstraße 104 wie selbstverständlich in das Konzept der neuen Mitte integriert. Die einheitliche Gestaltung der Oberflächen lässt ein durchgängiges Erscheinungsbild entstehen, das die verschiedenen Bereiche zu einem Platz zusammenbindet – die neue Mitte Ottenheims. Als Belag wurde eine Pflasterung aus Naturstein in einem warmen Farbton verwendet. Unter dem Konzept „Straße, Platz und Zeichen“ erhielt jeder der beiden Plätze einen markanten Punkt in Form eines Brunnens, begleitet jeweils von einem markanten Einzelbaum – der Dorflinde. Die beiden Brunnen symbolisieren wichtige Themen aus der Geschichte Ottenheims. Vor dem Rathaus verweist der Fischerbrunnen auf die historische Bedeutung der Fischerei, im Bereich des Bürgerplatzes wird die in Vergessenheit geratene Geschichte der Goldwäscherei thematisiert. Es entsteht eine Zwiesprache von zwei Plätzen, die gemeinsam die neue Mitte Ottenheims bilden. Eine durchgehende Reihe von Lichtstelen stärkt zusätzlich diese Verbindung.
Die Bereiche zwischen Kirche, altem und neuem Rathaus wurden zu einer einheitlichen Fläche zusammengefasst und bilden die „historische Mitte“. Einen Platz als Treffpunkt und Ort der Begegnung im alltäglichen Leben. Die vorhandene Linde wird in die Gestaltung integriert und zum prägenden Element des Platzes. Der Einmündungsbereich der Rathausstraße wurde reduziert und in die Pflasterflächen miteinbezogen. Attraktion und Anziehungspunkt bildet der neue Brunnen. Bänke vor dem alten Rathaus sowie im Übergang zur Kirche laden zum Sitzen und Verweilen ein und beziehen die Kirche in die Gestaltung mit ein.
Nachdem das Raumprogramm des Versammlungsraumes nicht in dem bestehenden Gebäude Jägerstraße 3 untergebracht werden konnte, wurde der Baukörper des notwendigen Anbaus genutzt, um einen räumlichen Schwerpunkt als Gliederung auf dem Platz zu schaffen. Durch die Stellung des Bürgersaals in Anlehnung an ein landwirtschaftliches Anwesen mit Haupt- und Nebengebäude wird der schmale langestreckte Platzraum gegliedert. Es entsteht ein öffentlicher befestigter Platz, der sich zur neuen Mitte orientiert – entsprechend dem „Hof“, sowie ein eher ruhiger und grün gestalteter Platz als Ort des Rückzugs – diesem liegt das Bild der „guten Stube“ zugrunde. Das neue Bürgerhaus ist wie ein Möbel in den Platz eingestellt, aufgrund seiner transparenten Gestaltung kann der Raum im Erdgeschoss ungehindert durchfließen. Es entsteht eine subtile Zonierung des Raumes ohne den Platz zu zerschneiden.
Der neue Dorfplatz vor dem Bürgersaal bildet das Pendant zum Rathausplatz. Er ist im gleichen Material gestaltet und dient als Raum für Veranstaltungen und als alltäglicher Treffpunkt. Wiederum bildet ein Brunnen den Akzent und Schwerpunkt auf dem Platz. Im Gegensatz zum befestigten Dorfplatz ist der westliche Platzbereich eher ruhig als grüner Baumplatz gehalten, als Idee liegt die „gute Stube“ zugrunde. Die vorhandenen Bruchsteinmauern entlang des Weges im Süden werden in das Konzept miteinbezogen und bilden zusammen mit den verbleibenden Mauern des ehemaligen Stierstalls eine räumliche Fassung des neuen Bürgerplatzes. Eine Eckbank lädt zum gemütlichen Sitzen ein. Der Platz steht durch große Schiebelemente in offener Verbindung mit dem Neuen Bürgersaal. Die starke räumliche Fassung des baumbestandenen Platzes bildet mit dem Innenraum des Saales eine räumlich intime Einheit und bietet Raum für vielfältige Veranstaltungen. Die Infrastruktur des Bürgerhauses kann hierzu ideal mitgenutzt werden.
Das alte Gebäude Jägerstraße 3 wurde behutsam renoviert und in seiner Tragstruktur komplett erhalten. Sowohl die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss als auch die Wohnnutzung im Obergeschoss finden in einfacher Weise Ihren Platz ohne einen größeren Umbau zu erzwingen. Neben dem Altbau entstand der neue Saalbau als eingeschossiger Holzbau mit einfachem Giebel in Anlehnung an die umliegende dörfliche Struktur. Er ordnet die neuen Freibereiche in geeigneter Weise und richtet das Gebäudeensemble städtebauliche neu aus. Das Volumen des Versammlungsraumes bietet für die unterschiedlichsten Anlässe den richtigen Rahmen, dabei kann er in bester Weise barrierefrei in die Freiraumnutzung mit einbezogen werden. Seine Fassaden sind transparent gestaltet. Das lässt eine Offenheit zu allen Seiten entstehen. Geschlossene Wände und Dach des Neubaus werden mit Cortenstahltafeln bekleidet. Dadurch erhält der archetypische Baukörper seine gewünschte städtebauliche Präsenz und seine warme Ausstrahlung auf das neu gestaltete Umfeld und erinnert in seiner Formgebung und Farbigkeit an die Tabakscheunen der näheren Umgebung.
Das alte Rathaus wurde durch eine behutsame denkmalgerechte Sanierung den aktuellen Anforderungen angepasst. Die Grundstruktur des Gebäudes wurde gestärkt. Die notwendigen Maßnahmen in Bezug auf den Brandschutz und der Fluchtwegsituation wurden behutsam in das Erscheinungsbild integriert. Das Haus bleibt in seiner Nutzung ein Haus für die Bürger. Als Pendant zum Bürgersaal begrenzt das alte Rathaus den Platzraum.
Realisierung: 2013-2018, Mehrfachbeauftragung 2011, 1. RangStatik: Heinz Riehle, Büro für Baustatik, FreiburgHLS/Elektro: Eva Lehmann, Planungsbüro für Versorgungstechnik, HausachSanierungsträger: STEG Stadtentwicklung GmbH, Stuttgart, Ansprechpartner: Hans-Joachim Reglin
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.