Serielles und modulares Bauen - Heilsbringer oder überbewerteter Hype?
In Teil 3 unserer Interviewserie, gedreht anlässlich zweier Expertenhearings im Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart, kulminieren die unterschiedlichen Meinungen. Astrid Fath, Vorsitzende des kammereigenen Kompetenzteams „Wohnen, Quartier, Daseinsvorsorge“ sowie Vorstandsmitglied der TreuBau Freiburg AG, sieht im seriellen und modularen Bauen „eine sinnvolle Ergänzung“, die aber nur in bestimmten Bereichen zur Anwendung kommen könne: „Alles, was in der Serie zu bauen ist – da müssen die Grundstücke stimmen, und da müssen natürlich die Bedarfe stimmen, die darauf ausgerichtet sind.“
Deutlich positiver äußert sich Thorsten Blatter, der mit seinem Büro andOFFICE preisgekrönte Gebäude in Modulbauweise umsetzt: „Gerade aktuell, in der wirtschaftlich sehr turbulenten Zeit, wo wir Probleme haben, überhaupt noch Wohnungsbauprojekte umzusetzen, kann das serielle Planen und Bauen eine Chance bieten, weil wir durch die Serie und die Wiederholung durchaus große Kostenreduktionen in Planung und Umsetzung vorweisen können.“
Einig sind sich die beiden Architekten aber darin, dass das verstärkte serielle Bauen einer intensiven Betreuung durch den Berufsstand bedarf: „Natürlich besteht die Gefahr, dass wir hier sehr stark auf Prozesse, auf die Produktion achten und dabei den ganzheitlichen Blick der Architekten auf die Bauaufgabe ‚Wohnen‘ verlieren, aber gerade das sehe ich als unsere gesellschaftliche Aufgabe, auch hier diese Position zu besetzen und damit tatsächlich auch positives zu bewirken“ formuliert Thorsten Blatter seine Erwartung. Und Astrid Fath ergänzt: „Ich denke, dass wir als Berufsgruppe in unserer Kreativität besonders gefordert sind, und wir uns da aber auch sehr gut einbringen können.“